© CC-BY | Elgard Steinmüller

Gustav Heinrich Eberlein

Auf einen Blick

  • Hann. Münden
  • Für Kinder

Gustav H. Eberlein wurde am 14. Juli 1847  in Spiekershausen in der Nähe von Hann. Münden geboren.

Er stammte aus einfachen Verhältnissen. Seine Jugend verbrachte er in Münden. Nach der Lehre als Goldschmied in Münden und einer Gesellenzeit in Hildesheim und Kassel studierte er von 1866 – 1869 an der Kunstschule  in Nürnberg.

Im Jahre 1869 zog es Eberlein in die aufstrebende Reichshauptstadt Berlin. Dort gehörte er  als Professor zu den bekanntesten Künstlern der Berliner Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts. Eberleins „große Liebe“ galt Italien und seiner Heimatstadt Münden, aus der er immer wieder Kraft für das aufreibende Leben in Berlin schöpfte.

In Münden errichtete er sich zwei Sommersitze: die „Eberburg“ und das „Weserkastell“, das im Zuge des Baues der Weserbrücke abgerissen wurde. Neben ständigen Ateliers in Berlin und Münden unterhielt er zeitweilig eine Werkstatt in Rom, New York, Buenos Aires und Santiago de Chile. In der Zeit nach dem ersten Weltkrieg kam Eberlein immer mehr persönlich und künstlerisch in einen Konflikt mit seiner Umwelt.

Er starb am 5. Februar 1926 verbittert und durch die Inflation relativ verarmt fern von seinem geliebten Münden in Berlin.

„Gustav Eberlein war nicht nur ein typischer, sondern auch ein herausragender Repräsentant seiner Zeit“ (Zitat Prof. Dr. Peter Bloch, Berlin).

Gustav Eberleins Werke in Hann. Münden

Die Gustav-Eberlein-Ausstellung

Mit ca. 21 exemplarisch ausgewählten Exponaten aus den Bereichen Skulptur und Malerei soll im Städtischen Museum ein Eindruck des vielseitigen Schaffens von Gustav Eberlein vermittelt werden. Die Ausstellung wurde im April 2017 nach einer umfangreichen Neukonzipierung mit der Saisoneröffnung des Museums eingeweiht.

An jedem Werk ist ein QR-Code angebracht, mit dem die Besucher im Internet auf eine Gesamtliste der einzelnen Exponate zugreifen und dort weitere Informationen erhalten können.

Anlässlich des 170. Geburtstages  von Gustav Eberlein im Jahr 2017 fand im Städtischen Museum in Zusammenarbeit mit dem Verein Gustav-Eberlein-Forschung e.V. unter dem Motto „NEU ENTDECKEN!“ vom 14. Juli bis 17. Dezember 2017 in vier Räumen eine Sonderausstellung mit umfangreichem Begleitprogrammen statt.

Unter dem Titel „Von Münden in die Welt!“ (Gustav Heinrich Eberlein, Bildhauer, Maler und Poet, 14.7.1847 – 5.2.1926) hat der Verein Gustav-Eberlein-Forschung e.V. in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Museum und dem Archiv der Stadt Hann. Münden anlässlich Eberleins 175. Geburtstag eine neue Sonderausstellung vom 07.August bis 30.Oktober 2022 in den Räumen des Städtischen Museums im Schloss in Hann. Münden durchgeführt

Hiermit wollte der Verein wieder einmal einen aus Münden stammenden bedeutenden Künstler des 19.Jahrhunderts in Erinnerung rufen. Die Jubiläumsveranstaltung beinhaltete wiederum ein abwechslungsreiches  Begleitprogramm auch im Hinblick auf das 40jährige Bestehen des Vereins.

Anschließend wurden zahlreiche Exponate wieder in den Magazinen des Museums untergebracht. 

Literatur zu der den Dauer-  und Sonderausstellungen können bei der Geschäftsstelle des Vereins der Gustav-Eberlein-Forschung e.V. und an der Kasse des Museums erworben werden. Mehr Informationen finden Sie unter www.gustav-eberlein.org

Turmzimmer Tillyschanze mit Relief

Der Aussichtsturm wurde vom Turmbaukomitee, einer örtlichen Bürgerinitiative aus Münden, von 1881 bis 1885 mit Spendenmitteln errichtet.

Im oberen Turmzimmer befindet sich ein Monumentalrelief aus Gips (2 x 2,75 m) an der Wand. Es stellt die heldenhafte „Verteidigung der Stadt Münden im 30-jährigen Krieg gegen Tilly“ dar.

Der Bildhauer, Maler und Poet Gustav Eberlein (1847-1926) hatte  die Ausgestaltung dieses Zimmers übernommen. Das gesamte Werk wurde in mehreren Einzelteilen, welche im feuchten Zustand 19 Zentner mit der Verpackung wogen, aus dem Berliner Atelier nach Münden transportiert. Am ersten Pfingsttag 1888 konnte das kolorierte Relief der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

In seinem Kunstwerk brachte Eberlein viele persönliche Dinge unter. Zudem haben etliche der dargestellten Personen große Ähnlichkeit mit ihm nahestehenden Menschen. Sein Vater, seine Mutter, Freunde und Verwandte sind hier als Krieger, verwundete Soldaten und Bürger abgebildet.

Am linken unteren Rand signierte Eberlein sein Werk mit einem Selbstbildnis in Form eines ovalen Medaillons.

Im Jahr 2011 drohte eindringende Feuchtigkeit aus dem undichten Terrassenboden oberhalb des Turmzimmers das Kunstwerk zu zerstören. Dank der Schutz- und Fördergemeinschaft Tillyschanze e.V. wurde das Turmzimmer ab 2011 gründlich saniert. Der Bildhauer und Maler Erhard Joseph (Adelebsen) restaurierte das Relief und frischte die Farben auf, so dass das Turmzimmer 2017 zum 170. Geburtstag von Gustav Eberlein wieder eröffnet werden konnte.

Das Relief wird nun von einer Reling aus Glas und Edelstahl vor Vandalismus geschützt.

Auf dem davor stehenden interaktiven Display ist ein Foto des Reliefs angebracht. Durch Druck auf ausgewählte Zonen (insgesamt 14) erhält man dazu passende Erklärungen in deutscher und englischer Sprache.

„Gottvater haucht Adam den Odem ein“

Carrarischer Marmor / Höhe Figur 300 cm, Sandsteinsockel 80 cm / signiert unten links: G. Eberlein, ROMA 1904 / Standort: Schlesierplatz (Nähe Bahnhof)

Die überlebensgroße Marmorguppe „Gottvater“ wurde 1927 der Stadt Münden aus dem Berliner Nachlass des 1847 geborenen und 1926 verstorbenen Künstlers von den Brüdern Karl und Heinrich Fischer (Mündener Fabrikanten) erworben. Sie stifteten das kolossale Werk der Stadt. Um sie vor dem Sauren Regen zu schützen, erhielt sie 2012 ein Glasdach.

Vorbilder zu dieser Genesis-Darstellung fand Eberlein in der italienischen Kunst. So hatte sie Michelangelo knapp 400 Jahre vorher in der als Mittelpunkt geschaffenen Bildfolge an der Decke der Sixtinischen Kapelle wiedergegeben. Von Gottes ausgestrecktem Zeigefinger der rechten Hand springt der lebensspendende Funke zum Zeigefinger an der linken Hand des Adam über. Eberlein wandelt dieses Erweckungsereignis in die Form eines belebenden, angedeuteten Kusses ab. Seine bildhauerische Darstellung ist nicht noch einmal bekannt.

Im Städtschen Museum Hann. Münden ist ein Hartgipsbozetto als eine nur 47 cm hohe Vorstudie zu der Marmorausführung in der Dauerausstellung der Eberlein-Abteilung zu sehen. In einer mit 1897 datierten und signierten Bronze befindet sich dieser Bozetto als Abguss in der Alten Nationalgalerie in Berlin. Dort sind weitere bedeutende Werke Eberleins zu sehen, unter ihnen die Marmorausführung des „Dornausziehers“, dessen Gipsoriginal im Museum Hann. Münden steht.

Als lebensgroße Bronze aus dem Jahr 1898 wurde die Gottvater-Gruppe Anfang 2019 in der Staatsbibliothek zu Berlin (Preußischer Kulturbesitz) wiederentdeckt. Deren originaler, gleich großer Gipsentwurf ging im Museum Münden verloren.

Weserliedanlage – Bronzereliefs Gustav Pressel und Franz von Dingelstedt

Mit diesem Denkmal sollen die Schöpfer des bekannten Weserliedes geehrt werden. Beide Portraitköpfe (Entwurf und Guß, 1914) werden von einem großen bunten Blätterkranz – halb Lorbeer, halb Eiche – eingefaßt. Bei Franz von Dingelstedt hat Eberlein unten im Eichenkranz einige Rosen eingeflochten, weil das Weserlied ein Liebeslied ist. Prof. Eberlein hatte bereits 1905 erste Anregungen für eine Ehrung der beiden Schöpfer des Weserliedes der Stadt Münden vorgetragen. Mit diesen Werken stellte er wieder einmal seine Heimatliebe unter Beweis.

Drei Kruzifixe in den ev. luth. Kirchen St. Blasius (Hann. Münden), St. Elisabeth (Nienhagen) und St. Marien (Spiekershausen)

Die christliche Religion hatte für Gustav Eberlein eine tiefe Bedeutung. Davon zeugen die vielfältigen Bildwerke, die Eberlein nach Themen aus der Bibel gestaltete. Leider wurden viele von ihnen vernichtet und sind der Nachwelt nur aus Abbildungen bekannt. Dennoch sind von dem Künstler noch drei Kruzifixe im Raum Hann. Münden erhalten geblieben und können besichtigt werden. Interessant ist hier vor allem, dass sich an der künstlerischen Ausprägung auch die stilistische Veränderung im Laufe seines Lebens zeigt. Das christliche Symbol des gekreuzigten Erlösers hat den Künstler in allen Lebensphasen seines Schaffens persönlich sehr intensiv beschäftigt.

Zwischen 1866 und 1898 fertigte er die nachfolgend beschriebenen noch erhaltenen drei Kruzifixe an, die sich in Hann. Münden und Umgebung in den Kirchen befinden. Diese zeigen die Entwicklung von der klassischen, idealisierenden Formensprache der jungen Jahre bis hin zur naturalistischen, expressiven Ausdrucksweise auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn auf. Das letzte Kruzifix von 1924 ist leider nicht mehr erhalten geblieben.


Kolossalgemälde „Die Macht des Meeres“ von Gustav H. Eberlein (1847 bis 1926)

„Die Macht des Meeres“ ist ein allegorisches Thema und gibt in einer ineinander fließenden Trilogie „Geburt – Leben – Tod“ bzw. allgemeiner „Werden – Sein – Vergehen“ oder „Morgen – Tag – Nacht“ wieder.

An dem Kolossalgemälde hat der Künstler Gustav Eberlein vier Jahre gearbeitet.
Als Maler hat Eberlein seine eigene Handschrift, seine eigene Farbwahl und seine eigene Ausdrucksweise gefunden.

Die linke Seite stellt die Geburt der Venus dar. Sie ist dem Schaum des Meeres entstiegen, umgeben von zahlreichen Wassernixen, Nereiden und Najaden, also Nymphen aus der griech. Mythologie.  

Die Mitte des Bildes zeigt das Spiel der Meerjungfrauen und der Meerungeheuer. 
Rechts steht Charon, der Fährmann zur Unterwelt. In seinem Nachen führt er die Schatten der Verstorbenen in das Totenreich. Eberlein hat ihn als Sensenmann dargestellt.
Erst seit 1989 hängt das Bild im Rittersaal des Welfenschlosses.
 
Das Gemälde befand sich zunächst in Eberleins Berliner Atelier und schmückte dort die Wand. Erst zur großen Berliner Kunstausstellung im Jahre 1900 stellte es Eberlein der Öffentlichkeit vor.

Danach hing es, als Geschenk des Künstlers an die Stadt Hann. Münden, von 1905 bis ca. 1937 im „Kirchensaal“ des ehemaligen Eberlein- und Altertümermuseums im Welfenschloss. Hier ist es in den Katalogen von 1905, 1931 und 1937 verzeichnet. Danach verliert sich die Spur.

Erst 1982 konnte das Ölgemälde zusammen mit anderen Werken auf dem Dachboden des Welfenschlosses nahezu zerstört wiederentdeckt werden.
Es war auf einer Baubohle mit der Farbschicht nach innen aufgewickelt. Man kann die Wickelung auch heute noch erkennen. Durch diese falsche Lage­rung war die Farbschicht stark zerstört worden, von den Witterungsbedingungen einmal ganz abgesehen.
 
Die „Gustav-Eberlein-Forschung e.V.“ (www.gustav-eberlein.org), - ein gemeinnütziger Verein zur Erforschung und Bewahrung des Eberleinschen Nachlasses - setzte sich, unter dem damaligen 1. Vorsitzenden Prof. Rolf Grimm, vehement dafür ein, dieses Eberlein-Werk zu erhalten.

Dank einer großzügigen Spende durch die Niedersächsische Sparkassenstiftung und die Sparkasse Münden konnte die Finanzierung und Restaurierung durch den Restaurator Manfred Lausmann (damals Kirchheim) erfolgen.
 
Interessant ist, dass Eberlein das Thema „Geburt der Venus“ formal schon 1884 in seiner oft in Marmor nachgebildeten Skulptur „Amor empfängt Psyche im Olymp“ vorweg genommen hat.

Der originale Gipsentwurf, ein Unikat wie das Gemälde, steht im Foyer des Rittersaales, also in räumlich enger Beziehung zum Gemälde.


„Amor empfängt Psyche im Olymp“

Ist eine der bekanntesten Skulpturen Gustav Eberleins und steht seit 1985 im Vorraum des Rittersaals im Welfenschloss.

"Psyche" war in der Antike, wie auch heute, die Bezeichnung der menschlichen Seele; gleichzeitig bedeutet "Psyche" aber auch Schmetterling. Aus dieser Zweideutigkeit formte Eberlein in der bildnerischen Darstellung das menschliche Wesen der Psyche mit den Schmetterlingsflügeln auf dem Rücken.
Amor, der römische Gott der Liebe und des Verliebens, hat seine Flügel eingebüßt. Bei dem Gips-Original hatte Eberlein sie aus echten Gänsefedern gearbeitet und mit Gips überzogen.
Eberlein hatte die Gipsoriginale fast aller seiner Werke, nach denen die Marmor- und Bronzefassungen entstanden oder entstehen sollten, seiner Heimatstadt Hann. Münden geschenkt.
Diese unikate Gipsdarstellung von Amor und Psyche wurde – wie viele andere Unikate auch – zerschlagen als Fußbodenpacklage ca.1982 wieder entdeckt und später sorgfältig restauriert.
Während der Bergung der Scherben sind die originalen Gänsefedern zerbröselt. Bei der Restaurierung wurde auf Flügel verzichtet, auf dem Rücken sind nur noch die früheren Ansätze zu sehen.
 
Die gleiche Darstellung in Marmor befindet sich in Ekaterinburg (Russland) im Museum of Fine Arts.
 
Themen aus der Antike (Amor mit Venus oder Psyche) hat Gustav Eberlein in mehreren figürlichen und bildnerischen Darstellungen thematisiert.
(Werkverzeichnis „Gustav Eberlein“ von Rolf und Rudo Grimm, 2020).


Auf der Karte

Gustav-Eberlein-Forschung e.V.
Prof.-Eberlein-Straße 6
34346 Hann. Münden
Deutschland

Tel.: +49 5541 / 31564
E-Mail:
Webseite: gustav-eberlein.org

Ansprechperson

Elgard Steinmüller
Prof.-Eberlein-Straße 6
34346 Hann. Münden

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E-Mail:
Webseite: gustav-eberlein.org

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