Druckatelier FETTETYPEN
Wer an einem Sonntagnachmittag durch Hann. Mündens Altstadt bummelt und an dem kleinen Haus mit der Nummer 9 in der Sydekumstraße vorbeiläuft, wird sich vielleicht fragen, woher das ungewohnte Rattern und Klingeln kommt, dass aus dem Inneren des Hauses zu hören ist. „FETTETYPEN“ ist im Fenster zu lesen – was es damit wohl auf sich hat?
Bei gutem Wetter liefert die Auslage vor der geöffneten Haustür einen ersten Anhaltspunkt. Humorvolle, kuriose und liebevoll gestaltete Postkarten und handverzierte Teller lassen darauf schließen, dass sich hier ein kreativer Geist niedergelassen hat. Wer dann einen Blick hinein wagt, wird mit einem seltenen Anblick für seine Neugier belohnt: Ursache der Geräusche ist die Korrex-Andruckpresse aus dem Jahr 1955 oder der mindestens hundertjährige Boston-Handtiegel. 300 Kilo wiegt die Korrex-Andruckpresse, quasi das Herzstück von FETTETYPEN. An der Presse steht Barbara Brübach, die Inhaberin des kleinen Druckatelier FETTETYPEN in Hann. Münden.
„Das war glückliche Fügung“
In dem kleinen Haus aus dem Jahr 1680 hat sich die gelernte Goldschmiedin ihren Traum von einer eigenen Buchdruckwerkstatt erfüllt. „Das war glückliche Fügung“ erzählt mir Barbara, als wir uns auf einen Tee in ihrer Werkstatt treffen. Bei einem Picknick lernte sie zufällig die Besitzerin des kleinen Hauses kennen, das an die historische Stadtmauer angebaut wurde und in dem in vergangenen Zeiten bis zu neun Personen wohnten. Schnell wurde man sich einig und einige Antiquitäten, die sich bereits im Haus befanden, baute Barbara Brübach in ihr Interieur mit ein.
Mit der Arbeitsfläche von gerade einmal 35 Quadratmetern hat sie sich gut arrangiert. Seit 2015 stellt die im hessischen Witzenhausen geborene Künstlerin unplugged und oldschool, nämlich ganz ohne Strom, von Hand gesetzte Postkarten, Lesezeichen, Plakate und mehr her. Ihr jüngstes Projekt war der Druck eines CD Covers für die Hann. Mündener Band „More Songs about Sex“ in Kleinauflage – limitiert auf 100 Stück.
Druckerjargon
HSchon immer sei sie von der Arbeit mit Schrift und Papier fasziniert gewesen. Allerdings hat sie diese Faszination schließlich auch beruflich gelenkt, denn Barbara konzipiert hauptberuflich Verkaufsflächen – unter anderem auch für Buchhandlungen und Papeterien. Inzwischen hat Barbara Brübach zahlreiche Kontakte zu anderen Druckern, Setzern und Druckliebhabern geknüpft, erzählt sie, während sie mir ihre beachtliche Sammlung an Holz- und Bleilettern zeigt. Als ich einige der kleinen Lettern bestaune, die so filigran sind, dass ihre Motive mit dem bloßem Auge kaum zu erkennen sind, erklärt mir Barbara, dass sich viele Begrifflichkeiten aus dem Druckerjargon in unserer Alltagssprache wiederfinden. „Eine Punktlandung hinlegen“ oder auch der Ausdruck „Auf den Punkt kommen“ beziehen sich auf die kleinste Einheit der Schrift, den Punkt mit 0,35 mm. Einige der verschnörkelten oder ganz schlichten Lettern, die sich in den zahlreichen Schubladen diverser Schränke bei FETTETYPEN finden, sind vermutlich schon mehrere hundert Jahre alt.
Kreativer Kopf
Neben dem Drucken lebt sich Barbara auch beim Malen aus oder verziert Omas antike Wandteller mit coolen Motiven oder frechen Sprüchen. Zukünftig will Barbara auch Workshops für Kleingruppen anbieten. Bislang war das in der kleinen Werkstatt einfach nicht möglich. Ab Mai gibt es einen zweiten Raum zwei Häuser weiter, in der Sydekumstraße 13, in dem schon eine weitere Druckpresse auf ihren Einsatz wartet. Starten sollen die Workshops zum diesjährigen DenkmalKunst Festival, das vom 28. September bis zum 6. Oktober in Hann. Münden stattfindet.