© F. Schäfer

DR. Wolfs Wunderkammer

Wundert Euch wieder - in Hann. Mündens neuen Museum

Daniel R. Wolf und Florian Schäfer vor den Denkräumen© S. Wolf
Daniel R. Wolf und Florian Schäfer vor den Denkräumen
Drachen, Forgotten Creatures© Lorina Wagner
Drachen, Forgotten Creatures
Exponate, DR. Wolfs Wunderkammer© Lorina Wagner
Exponate, DR. Wolfs Wunderkammer
Exponate DR. Wolfs Wunderkammer© Lorina Wagner
Exponate DR. Wolfs Wunderkammer
Exponate DR. Wolfs Wunderkammer© Hann. Münden Marketing GmbH
Exponate DR. Wolfs Wunderkammer

Unaufhörlich wandert mein Blick im Raum umher. Meine Sehnerven haben merklich Probleme, das Wahrgenommene an mein Gehirn zu übermitteln. Wo ich mich auch hinwende, überall gibt es etwas zu Entdecken. Und dabei braucht es zumindest einen zweiten Blick, um zu verstehen, was ich denn eigentlich genau betrachte. Der kurze Moment der Reizüberflutung wird daraufhin von einer freundlichen Begrüßung unterbrochen. Mir gegenüber stehen Daniel R. Wolf und Florian Schäfer, mit denen ich mich heute hier verabredet habe. Wir befinden uns in den Denkräumen für Kulturgeschichte(n), dem neusten Museum in Hann.Münden.

DR. Wolfs Wunderkammer

„Museum“ – so steht es auch in großen Lettern an der Außenfassade des kleinen Fachwerkhauses in der Radbrunnenstraße. Eigentlich ist die Wunderkammer aber ganz anders als alle mir bekannten Museen. Die Exponate sind nicht thematisch gruppiert oder geordnet, vielmehr stehen hier höchst unterschiedliche Dinge nebeneinander und laden zum Grübeln und Staunen ein: Ein mechanischer Vogel in einem goldenen Käfig. Eine Miniatureisenbahn, die echte Trümmerstücke aus dem zweiten Weltkrieg transportiert und sich beim Näherkommen von alleine in Bewegung setzt. Zahlreiche Uhren, welche alle unterschiedlichste Uhrzeiten anzeigen und laut ticken, klicken und klacken. Das und unendlich viel mehr findet sich in den Denkräumen für Kulturgeschichte(n)- dem neuen Museum in Hann.Münden. Und hinter jedem Teil verbirgt sich ein Stück Geschichte, Popkultur oder Mythologie.

Historisches Erbe

Bei der Gestaltung der Wunderkammer haben sich Daniel R. Wolf und seine Frau Sarah Wolf  von historischen Wunderkammern inspirieren lassen, mit denen Daniel sich im Zuge seiner Promotion im Fachbereich Kunstwissenschaft beschäftigt hat. Diese entwickelten sich ab dem 14. Jahrhundert in Europa, als Adlige oder wohlbetuchte Bürger exotische Objekte aus fernen Ländern zu sammeln begannen.  Durch diese privaten Wunderkammern wollten sich die Inhaber Wissen über ferne Kontinente und Kulturen, Natur, Medizin und Wissenschaft aneignen, gleichzeitig aber auch ihre Macht und ihren Reichtum demonstrieren.  Die Ausstellungsstücke in der Hann. Mündener Wunderkammer vereinen sich hingegen zu einem Gesamtkunstwerk, das den Blick der Besucher neu öffnen und zum Austausch einladen soll.

Auffangstation für (fast) vergessene Mythenwesen

Ergänzt werden die Objekte in „Dr. Wolfs Wunderkammer“ von den „Forgotten Creatures“ von Florian Schäfer. Während sich den Besuchern in der Wunderkammer die kuriosen Geschichten hinter den Exponaten offenbaren,  erschafft Florian Schäfer aus den Geschichten und Erzählungen vergangener Tage wieder Objekte. Dabei hat er sich fast vergessenen Wesen unserer kulturellen Vergangenheit gewidmet. Hausgeister, Wichtel und Kobolde, aber auch monströser wirkende Fabelwesen wurden basierend auf historischen Beschreibungen rekonstruier und scheinen hier in jedem Winkel zu hausen. Seinen Ausstellungsbereich nennt Florian Schäfer daher auch scherzhaft „Auffangstation für (fast) vergessene Mythenwesen“ und versucht dieses mythologische Kulturgut für die Zukunft zu erhalten.

So begegnet mir hier ein Basilisk, eines der tödlichsten Fabelwesen überhaupt. Erzählungen zufolge kann er mit seinen Blicken töten. Den Basilisk schaue ich mir also lieber nicht allzu lange an. Dem drachenähnlichen Lindwurm kann ich zumindest ohne Gefahr in die Augen schauen. Da er aber zuweilen als menschenfressend beschrieben wurde, halte ich mich lieber an das freundliche Moosweiblein und die hilfreichen Heinzelmännchen, die wohl von Köln nach Hann. Münden ausgewandert sind.

Austausch statt Frontalunterricht im neusten Museum in Hann. Münden

Doch schon erregt das nächste Exponat meine Aufmerksamkeit. Daniel zeigt mir einen Kokosnusspokal. Trank man aus einem solchen, brauchte man nicht fürchten, vergiftet zu werden. Nach damaligem Aberglauben neutralisierte der Pokal Gifte, da der Kokosnuss entsprechende medizinische Fähigkeiten zugeschrieben wurden. Ich staune nicht schlecht, denn davon habe ich noch nie gehört! Der Austausch, der dabei entsteht, ist genau das, was die Betreiber mit ihren Denkräume(n) fördern wollen. Hier wird nicht mit erhobenem Zeigefinger erklärt und erläutert. Oftmals kommen auch Besucher, die zum ein oder anderen Ausstellungsstück Anekdoten erzählen, durch die dann auch die hiesigen Experten ihr Wissen rund um ihre Exponate noch erweitern können.

Eine schicksalhafte Begegnung

Florian Schäfer und das Ehepaar Wolf lernten sich im Naturkundemuseum Erfurt kennen. Florian arbeitete hier, Daniel und Sarah besuchten das Museum im Zuge ihrer Recherchen. Die Chemie stimmte sofort und wenig später begannen die drei erste Pläne für eine Zusammenarbeit zu schmieden. Nachdem Daniels und Sarahs wundersame Objekte immer mehr Platz in ihrer Wohnung einnahmen, entschieden sie sich, diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ein neuartiges Ausstellungskonzept zu entwickeln. Auch Florian hatte bereits einige seiner Kreaturen ausgestellt.  Im Zuge des DenkmalKunst – KunstDenkmal Festivals im Jahr 2019 zeigte das Trio erstmals einige seiner Schätze in Hann. Münden. Jedoch waren die drei sich völlig unsicher, ob sich überhaupt jemand für ihre Leidenschaft interessieren würde. Doch die Besucher waren begeistert und das Team gewann einen der Publikumspreise des Festivals.

Ein Ziel: Ein neues Museum in Hann. Münden

Im selben Jahr nahm sich auch der gemeinnützige kultur- und naturkundliche Verein „Zeitsprünge e.V.“ dem Projekt an und leistete Starthilfe. Es knüpften sich die ersten Kontakte in Hann. Münden und Dank der finanziellen, wie tatkräftigen Unterstützung engagierter Hann. Mündener Bürger, den Familien der Betreiber und begeisterter Fans der ersten Stunde, eröffneten die drei zusammen mit ihrem Trägerverein im Frühjahr 2020 ein neues Museum in Hann.Münden -die „Denkräume für Kulturgeschichten(n)“ in der Radbrunnenstraße.

Abwechslungsreiches Programm

Besucher können das neue Museum in Hann.Münden im Rahmen einer Schnupperführung besuchen, einen 60-minütigen Besuch buchen oder sich im Rahmen einer „Tea Time mit dem Doktor“ in den Denkräumen umsehen. Auch abendfüllende Programme werden angeboten. Zukünftig möchten Florian und Daniel ihr Angebot noch um Veranstaltungen, Workshops und Lesungen erweitern.

Im Shopbereich der Denkräume können übrigens auch einige einzigartige Stücke aus dem Museum und den Künstlerwerkstätten erworben werden.

Weitere Informationen findet ihr hier.

Wer vorab schon einen Blick in die Denkräume für Kulturgeschichte(n) werfen möchte findet bei Youtube bereits einige kleine Episoden aus der Wunderkammer.

 

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