© Lorina Wagner

Lost Places

Der Volkmarshäuser Eisenbahntunnel

Blume© Lorina Wagner
Blume
Licht am Ende des Tunnel© Lorina Wagner
Licht am Ende des Tunnel
Am Ende des Tunnels© Lorina Wagner
Am Ende des Tunnels
Zahlen© Lorina Wagner
Zahlen
Leopard aus Stein© Lorina Wagner
Leopard aus Stein
Panther aus Stein© Lorina Wagner
Panther aus Stein

Lost Places – den Begriff kennen mittlerweile wohl die meisten. Als Lost Places bezeichnet man Bauwerke, die ihre einstigen Funktionen nicht mehr erfüllen und sozusagen in Vergessenheit geraten sind. Sicher habt ihr auch schon einmal Bilder aus verlassenen Krankenhäusern oder Vergnügungsparks gesehen – auf viele Menschen üben solche besonderen Orte mit ihrer speziellen Atmosphäre eine starke Anziehungskraft aus. In den letzten Jahren hat sich eine richtige Szene entwickelt, in der entsprechende Geheimtipps ausgetauscht werden. Leider hat das „Spotten“ von Lost Places einen kleinen Haken: In vielen Fällen ist es illegal – Wer ein abgezäuntes Gelände oder Gebäude betritt begeht Hausfriedensbruch. Dennoch gibt es einige spannende Orte, die frei zugänglich sind – und einen davon werde ich euch heute in Hann. Münden zeigen.

Aus Mutprobe wird ein Blogbeitrag

Auch abseits der Altstadt mit ihren zahlreichen Fachwerkhäusern, Geschäften, Restaurants und Cafés hat Hann. Münden etwas zu bieten. Zugegeben, auch bei mir hat es eine Weile gedauert, bis ich es endlich geschafft habe, diesen Ort zu besuchen, aber ich kann euch vorab verraten: Es hat sich gelohnt! Schon ein paar Mal hatte ich nebenbei etwas über den Volkmarshäuser Eisenbahntunnel gelesen, aber vor kurzem kam das Thema im Gespräch mit einem Kollegen erneut auf. Der alte Eisenbahntunnel wurde zwischen 1852 und 1855 erbaut, noch bis 1995 wurde er regelmäßig von Zügen auf der Strecke zwischen Göttingen und Hann. Münden durchfahren, die anschließend still gelegt und durch eine andere Streckenführung ersetzt wurde. Früher sei es eine beliebte Mutprobe unter Jugendlichen gewesen durch den dunklen Tunnel zu laufen, hatte mir mein Kollege erzählt. Für mich als „Kasettenkind“ der 90er Jahre, das mit dem wohldosierten Grusel der Drei Fragezeichen aufgewachsen ist, war schnell klar, dass ein Besuch hier inzwischen längst überfällig ist.

Herbstfeeling im Hochsommer

Also habe ich mich wenige Tage später auf den Weg in den Hann. Mündener Ortsteil Volkmarshausen gemacht. Mit dem Auto ist Volkmarshausen in nur wenigen Minuten vom Zentrum Hann. Mündens aus zu erreichen. Obwohl heute der 15. Juli und somit kalendarisch gesehen Hochsommer ist, ist es mit 15 Grad ziemlich kalt und das Wetter erinnert sehr viel mehr an Herbst als an Sommer. Aber zu meinem heutigen Programm passt ein bisschen Halloween-Feeling sowieso viel besser.

Die kleine Wanderung startet am kleinen Friedhof von Volkmarshausen. Von da aus geht es über die Straße Lausewinkel in den Karl-Köhler-Weg, an dessen Ende ein Waldweg startet, der steil nach oben führt. Nach einigen Minuten Weg gabelt der Weg nach links ab. Neben diversen Blumen lassen sich hier im Gelände auch einige skurrile Tierskulpturen entdecken. Keine Angst, dabei handelt es sich lediglich um Ziele des Bogensportvereins „Shadow Hunters“, der hier einen Parcours eingerichtet hat.  Nach wenigen Metern sehen wir das Südwest-Portal des Tunnels auch schon: Zugewachsen und verwunschen wirkt es.

Ein bisschen spooky

Nun kann ich nachvollziehen, dass man beim Gang durch den Tunnel von einer kleinen Mutprobe sprechen kann: Da der Tunnel eine Kurve enthält, kann man das andere Ende vom Eingang aus nicht einmal erahnen und man begiebt sich in die absolute Dunkelheit. Zum Glück weist uns die Taschenlampenfunktion am Handy den Weg. Mit einer Länge von 325,5 Metern ist der Tunnel auch nicht gerade kurz und in der Mitte ist es wirklich stockdunkel. Im Winter wird der Tunnel übrigens gelegentlich ein Quartier für Fledermäuse, die in Nischen und Einbuchtungen innerhalb des Tunnels überwintern, ebenso wie Falter und Spinnen. An Spinnen denke ich bei meinem Spaziergang durch den Tunnel lieber nicht und bin für einen kurzen Moment doch froh, dass meine Taschenlampe nur einen kleinen Lichtkegel dorthin wirft, wo ich den nächsten Schritt hinsetzen will. Die Gleise wurden inzwischen übrigens aus dem Tunnel entfernt. Dann scheint es schließlich doch wieder etwas heller zu werden und der Ausgang rückt in unser Blickfeld. Das Nordportal kann sich auch sehen lassen und ist gleichermaßen im neoromanischen Stil gestaltet und besteht ebenfalls aus Sandstein. Die Umgebung ist ziemlich verwuchert und so gibt es für den Rückweg nur eine einzige Möglichkeit: Zurück durch den Tunnel.

Nur ein kurzer Weg zurück in die Zivilisation

Am Südwestportal befindet sich noch eine kleine, ausgetretene und mit Moos bewachsene Treppe. Früher hat sie bestimmt eine Funktion erfüllt, heute gelangt man von hier nirgends mehr hin. Wenn man vorsichtig einige Stufen hinaufsteigt, bietet sich aber noch einmal ein anderer Blickwinkel auf den mystischen Tunneleingang. So langsam wird es Zeit für uns, in die Zivilisation zurückzukehren und diesem ungewöhnlichen Ort den Rücken zu kehren. Mit etwa 15 Minuten ist der Volkmarshäuser Tunnel vom Friedhof in Volksmarshausen schnell zu erreichen.

Sehenswürdigkeit abseits des Mainstreams

Denjenigen, die auch mal Sehenswürdigkeiten der etwas anderen Art suchen, sich gerne mal „off the beaten track“ bewegen oder eben Interesse an Lost Places haben,  kann ich diesen kleinen Ausflug nach Volkmarshausen auf jeden Fall empfehlen. Auch für Fotografen, die gern außergewöhnliche Motive und Shooting Locations ins Visier nehmen, hat der alte Eisenbahntunnel mit Sicherheit seinen Reiz!

 

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