Handwerkskunst am Dielengraben entdecken
Auch wenn ich mich grundsätzlich als kreativ beschreiben würde – mit Töpferei hatte ich bislang nur wenige Berührungspunkte. Zwar habe ich als Kind tatsächlich mal einen Töpferkurs besucht, allerdings war die Begeisterung hierfür ziemlich kurzfristig. Außerdem kann ich mich nicht daran erinnern, dass irgendeines meiner Kunstwerke bis in mein Erwachsenenalter hinein überlebt hat. Diese Form des Kunsthandwerks überlasse ich also lieber den Profis und erfreue mich dann an den fertigen Stücken.
Save the Date
Wenn es Euch ähnlich geht oder ihr einfach ein Faible für schöne Dinge habt, solltet ihr euch den 8. und 9. August für einen Besuch in Hann. Münden vormerken. Am kommenden Wochenende findet zum dritten Mal die Veranstaltung „Keramik an der Werra“ statt! Zwischen Dielengraben und Welfenschloss präsentieren sich direkt am Werraufer rund 35 Töpfer und Keramiker und laden zum Bummeln, Stöbern und Genießen der Atmosphäre ein. Angeboten wird Nützliches und Formschönes in überraschender Formen- und Farbenvielfalt. Egal ob Geschirr, Gefäßunikate, Lampen, Gartendekoration, Skulpturen oder Schmuck – (fast) alles lässt sich aus Ton herstellen! Das Angebot umfasst nach Raku-Verfahren gebrannte Stücke, bei denen unvorhersehbare Farbeffekte entstehen. Ebenso gibt es Keramik im Salz- oder Holzbrand, die ihre individuelle Farbgebung und Oberflächenbeschaffenheit durch jahrtausendealte Brennverfahren erhalten.
Liebevolle Handarbeit
Durch die individuelle Handarbeit und die Effekte, die beim Brennen der Stücke entstehen, handelt es sich quasi bei allen Produkten um echte Unikate. Die Töpfer und Keramiker – die ihre Leidenschaft allesamt zu ihrem Hauptberuf gemacht haben – haben sich mit Leib und Seele der Handwerkskunst verschrieben. Als ich bei der Veranstaltung im letzten Jahr mit einem Aussteller ins Gespräch kam, wurde mir durch seine Erzählungen erst bewusst, wie aufwändig und zeitintensiv die Herstellung von Keramikprodukten ist. Das Töpfern selbst ist nämlich nur die halbe Miete.
Der Brennvorgang erfordert ebenfalls enormes Fingerspitzengefühl und ist sehr zeitaufwendig. Da dabei Temperaturen von über 1000° erforderlich sind, werden die Stücke natürlich nicht in herkömmlichen Backöfen, sondern speziellen Töpferöfen gebrannt. Bis die nötige Temperatur erreicht ist, kann es mehrere Stunden dauern, sodass je nach Ofen sogar mehrere Tage vergehen können, bis der Ofen wieder abgekühlt ist und die Töpfer die Ergebnisse begutachten können. Weil die Temperaturverteilung im Ofen nicht gleichmäßig erfolgt, muss man bereits beim Einräumen des Töpferofens mit Sorgfalt vorgehen. Nach dem ersten Brand von Tongut, dem sogenannten „Schühbrand“, erhält man Terrakotta – einmalig gebrannten Ton ohne Glasur. Sollen die Stücke anschließend mit einer Glasur veredelt werden, müssen sie später ein zweites Mal gebrannt werden, um die Glasur haltbar zu machen.
Hann. Mündener Keramik in der Historie
Hann. Münden hat übrigens einen interessanten Bezug zu Keramik und Porzellan: Zwischen 1732 und 1854 produzierte die Fayence-Manufaktur der Familie Hanstein hier aufwändig dekorierte Netzvasen. Diese könnt ihr im Städtischen Museum Hann. Münden bestaunen, einige Exemplare befinden sich auch im Kestner-Museum in Hannover. Wenn ihr vor oder nach dem Keramikmarkt noch Lust habt, Hann. Münden etwas näher kennenzulernen, empfehle ich Euch eine Stadtführung. Diese finden von Mai bis Anfang Oktober täglich um 10:30 und 14:30 Uhr statt.