Christiane Möller webt und stickt, näht und häkelt ihre Kunstwerke: Sie ist Paramentikerin.
Ein Beispiel: Züngelnde Flammen auf rotem Grund haben die Pfingstgeschichte als Grundlage. Rot steht für die Liebe, das Feuer und den Heiligen Geist, die Zungen wie von Feuer, die vom Himmel kamen, befähigten die Jünger, in fremden Sprachen zu predigen (Lukas-Evangelium). Mit ihrer Symbolik sind die Paramente selbst wie eine Predigt vom Webstuhl, in Farben und Formen zu lesen.
Christiane Möller fertigt nicht nur Auftragsarbeiten an, sie lässt auch ihrer Fantasie freien Lauf, und aus Zufallsfunden entstehen Paramente der besonderen Art. Hinter jedem ihrer textilen Kunstwerke steckt eine Geschichte. So kam ihr im Vorgespräch mit einem Kunden ein Kirchenlied in den Sinn, und das Lied nahm Gestalt auf dem Webstuhl an. Ein anderes Mal entdeckte sie in einem Einrichtungshaus interessante Kissenbezüge und verarbeitete diese, anstatt selbst zu weben, mit Ornamenten aus dem Goldband einer Schokoladenverpackung. Die tunesische Häkeltechnik, von einer Migrantin aus Afghanistan gelernt, erwies sich ebenfalls als durchaus geeignet, um ein Parament herzustellen. Ein Triptychon in Blautönen, für eine Sonderausstellung angefertigt, wurde mit nachträglich angebrachten Seepferdchen zur Meereslandschaft, und aus einer unerwarteten Wolle-Spende entstand ein Wandbehang in leuchtenden Herbstfarben. Die Motive sind mal gegenständlich, mal abstrakt – einmal mathematisch: auch die Fibonacci-Folge hat sie am Webstuhl umgesetzt. Christiane Möller hat für den Beruf „Paramentikerin“ noch eine Lehre absolviert samt Gesellenbrief. Paramentiker stellen nicht nur Paramente her, wie die Berufsbezeichnung vermuten lassen würde, sondern auch Stolen für die Pastor:innen, Altardecken, Abendmahlstücher, Beffchen und mehr. Es sei ein aussterbendes Handwerk, von einst um die 50 Paramentwerkstätten in Deutschland gebe es heute nur noch elf, sagt Christiane Möller. In ihrer Werkstatt in Eisenach pflegt sie nicht nur selbst die alten Handwerkstechniken wie verschiedene Webereien, Stickereien und Wolle spinnen, sondern gibt sie auch in Workshops weiter. Das „künstlerische Credo einer Paramentikerin“ beschreibt sie als eine „harmonische Verbindung von Kunst, Spiritualität, Tradition und Innovation“.